Wenn der Ausgleich zwischen den Instanzen ÜBER-ICH (Gewissen, Moral), ES (Sexualtrieb, Todestrieb) und ICH (Realitätsbewusstsein, das zwischen den Trieben und Werten und Normen des ÜBER-ICHs vermittelt), nicht mehr gelingt, kommt es zu Konflikten. Das ICH muss nun schützende Gegenmaßnahmen in Form von Abwehrmechanismen initiieren. Diese sollen Impulse, die vom ES und vom ÜBER-ICH ausgehen, ungefährlicher machen. Abwehrmechanismen erfüllen häufig lebenswichtige Funktionen, die auch zur Entlastung dienen können.
Konflikte gehören zum menschlichen Alltag und deren Verarbeitung verlangt einer funktionierenden psychischen Verfassung sehr viel ab. Unterstützend wirken dabei maßgeblich die sogenannten Abwehrmechanismen, die immer dann für eine Stabilisierung sorgen, wenn der Mensch mit der als negativ empfundenen Wirklichkeit konfrontiert wird.
Ursprünglich stammt der Begriff des Abwehrmechanismus aus der Freud’schen Lehre der Psychoanalyse. Ein Abwehrmechanismus ist demzufolge jeder psychische Vorgang, der konfliktbeladene psychische Tendenzen mental zu bewältigen oder kompensieren versucht, um eine anschließende, konfliktfreiere psychische Verfassung zu erreichen. Dabei laufen die Abwehrmechanismen zumeist unbewusst ab.
Aber auch um den Zusammenhalt von Menschen zu festigen, werden Aggressionen zwischen Mitgliedern einer Interessengruppe oft auf äußere Feinde verschoben. Der Fremde wird zum phobischen Objekt, gegen den sich aller Widerwille richtet.
Bei der Verschiebung werden Wünsche und Bedürfnisse, die sich nicht am “Original” befriedigen können, an einem Ersatzobjekt realisiert. Sie dient unter anderem dazu, zwiespältig erlebte Beziehungen zu sichern. Beispielsweise kann ein Mann seine Verärgerung über seinen chronisch unzufriedenen, pedantischen Chef an seinen Kindern auslassen, weil diese vermeintlich nicht ganz akkurat gekleidet sind. Er konnte so zwar seine Wut ausagieren, aber den Konflikt mit seinem Chef nicht lösen. Gefühle, Impulse und Phantasien, die die Beziehung gefährden könnten, werden nicht mehr dieser konkreten Beziehung zugeordnet, sondern auf ungefährlichere Ebenen verschoben.
Dieser Vorgang leistet allerdings auch Phobien Vorschub. So chiffriert beispielsweise eine Spinnenphobie oft Ängste und Aggressionen, die sich auf nahestehende Menschen beziehen, von denen man sich vereinnahmt oder bedroht fühlt. Bei der Höhenangst kann es sich um eine verschobene Angst vor dem Hintergrund von Machtansprüchen und Positionen mit einer konkurrierenden Person handeln; oder allgemein um die Angst, aus der Anonymität herauszuragen. Und der Klaustrophobiker fühlt sich unter Umständen von Personen beengt, auf deren Schutz er nicht verzichten kann oder will.
Aber auch um den Zusammenhalt von Menschen zu festigen, werden Aggressionen zwischen Mitgliedern einer Interessengruppe oft auf äußere Feinde verschoben. Der Fremde wird zum phobischen Objekt, gegen den sich aller Widerwille richtet. Dieser Mechanismus wirkt vor allem bei ideologischen Gruppierungen. Je eindeutiger eine Gruppierung ihre Mitglieder auf eine Sichtweise verpflichtet, desto feindseliger wird sie sich nach außen verhalten.
Eng verbunden mit der Verschiebung ist die Kompensation: Als Reaktion auf eine Bedürfnisversagung wird die Bedürfnisbefriedigung an einer anderen Stelle gesucht und auch gefunden. Die Ersatzbefriedigung, etwa das maßlose Essen von Süßigkeiten, gleicht zumindest vordergründig das ursprüngliche primäre Triebbedürfnis auf zugängliche Art aus.